Interview mit dem Vorsitzenden Matteo Zanetti in der Zeitschrift Style, der Beilage von Il Giornale

Matteo Zanetti: “Ich biete Ihnen einen Kaffee an, aber nur aus der Kapsel…”

Die Geschichte seiner Familie beginnt in der Region Venetien und hat ein unverwechselbares Aroma. Sein Opa gründete das Unternehmen. Sein Vater hat ihm alles beigebracht. Er hat den Weg der Innovation gewählt und sich dem Markt der modernsten Maschinen zugewandt. Heute ist Amerika sein nächstes Ziel.

Marco Lombardo

Es ist ein Punkt im Raum, der von Venetien aus in alle Welt führt: Er hat ein Kaffeearoma und Matteo Zanetti betrachtet ihn stolz, denn er verkörpert die ganze Geschichte seiner Familie. Und eines Unternehmens, Segafredo Zanetti, das von dem Italiens meist getrunkenen Tässchen ein Imperium aufbaute. Ein “Punkt im Raum”, ein Werk Pomodoros, das im Mittelpunkt des Familienanwesens steht – heute auch Sitz einer von der Schwester geleiteten Stiftung für benachteiligte Kinder –, ist der Bezugspunkt, den der 34-jährige Matteo als Ansatz gewählt hat, um eine außergewöhnliche Geschichte fortzusetzen: “Mein Opa hat den Anfang gemacht, mein Vater Massimo hat mir alles beigebracht”. Und eines Tages sagte er: “Ich helfe Dir, zeig mir aber, was Du leisten kannst”.

Gesagt, getan. Denn es ist ein Punkt bei Casale sul Sile, Heimat vieler Rugby-Spieler (“Ich selbst liebe Rugby nicht”), an dem Segafredo Zanetti Coffee System tagtäglich Kapseln und Pads erzeugt, in einem Unternehmen, das in Sachen Hygiene und Perfektion wie ein OP anmutet und das Matteos ganzer Stolz ist. Wäre da nicht dieser persistente Kaffeeduft: “Wir sind die Letzten, möchten aber die Ersten werden. Die Muttergesellschaft hatte diesen Markt nicht, 2003 habe ich Segafredo Zanetti Coffee System ganz allein aufgebaut und treibe nun das Geschäft voran. Natürlich auch dank der Ratschläge meines Vaters".

Es beginnt alles mit den unternehmenseigenen Plantagen in Brasilien, Honduras und Vietnam: “Sie decken 60% unseres Bedarfs, den Rest erwerben wir auf dem Markt. Und lassen Sie mich anmerken, dass die letzten Monate wegen der enorm gestiegenen Rohstoffpreise kein Spaziergang gewesen sind”. Der Kaffee wird dann von den Silos in Bologna angeliefert und im Unternehmen mithilfe von Spezialmaschinen in Kapseln versiegelt und verpackt. “Darüber hinaus führen wir zwei Modelle von Kaffeemaschinen für Unternehmen, Büros, Kanzleien, Praxen und Gewerbe, die wir hier in der Nähe vom Gruppenunternehmen La San Marco herstellen lassen. Made in Italy kostet zwar mehr, ist aber immer von Erfolg gekrönt”. So wie Matteo selbst, der das Unternehmen im Alter von nur 26 Jahren nach etlichen Erfahrungen rund um die Welt gegründet hat: “Ich verdanke alles meinem Vater Massimo, er ist einfach genial und intuitiv und stets einen Schritt voraus. Durch ihn ist unser Unternehmen immer eine Familie geblieben, anders als unsere multinationalen und vollkommen unpersönlichen Konkurrenten. Hier bei uns ist das Geschäft eine ernste Sache, das Klima aber weitaus entspannter”.

Diese Atmosphäre wird auch bei einem Rundgang durch das Unternehmen greifbar, besonders dann, wenn der Mensch und nicht der Unternehmer Matteo Zanetti von sich erzählt: “Ich liebe Rennautos und entspanne mich ab und zu auf der Piste. Außerdem Tennis und Segeln, und Vincenzo Onorato hat mich sogar auf einem Boot des America's Cups als "siebzehnten Mann" angeheuert. Doch in Wirklichkeit wollte ich Formel 1 Pilot werden…”. Dabei schweift sein Blick auf die historischen Fotos, die einen lachenden Ayrton Senna mit der Marke Segafredo Zanetti auf seinem Auto abbilden: “Mein Vater führte mich in den Boxen herum und ich träumte…”. Sein Weg hat ihn aber zum Familienkaffee und somit zum nächsten Ziel gebracht: “Den Amerikanern schmeckt der Espresso einfach nicht, genauso wenig möchten sie unsere Kaffeekapseln. Also liegt der Gedanke nah, neue Kapseln nach dem Geschmack des amerikanischen Filterkaffees zu erfinden. Daran hat bisher noch niemand gedacht…”. Wie immer genial, eine echte Zanetti Idee. Von einem, der eines Tages vielleicht mit dem Industrieverband Confindustria liebäugeln könnte. “Soll das ein Scherz sein? Im Unternehmen gibt es noch so viel zu tun…”.